In unserer heutigen westlichen Kultur und Gesellschaft wird das Lebensende nicht wirklich thematisiert. Im Gegenteil, das Thema Tod und Sterben wird vielmehr tabuisiert.
Hat das Sterben früher in aller Regel- insbesondere auf dem Land- Zuhause im Kreise der Familie stattgefunden, so ist es heutzutage überwiegend auf Institutionen wie Pflegeheim, Krankenhaus oder Hospiz verlagert.
Abschiedsrituale, die einst von der ganzen Dorfgemeinschaft begangen wurden, finden heute oft gar nicht mehr statt oder nur im engsten Familienkreis. Besonders in den letzten vier Jahren, sind weitere Bestandteile der Sterbe und Trauerkultur aufgrund der Covid-Auflagen verloren gegangen. Menschen mussten allein sterben, Abschiednahme des Verstorbenen war häufig gar nicht möglich. Beerdigungen waren nicht mehr öffentlich, oft nur im kleinsten Kreis und mit Distanz möglich. Eine Anteilnahme durch Kondolieren am Grab und Trauerfeiern finden seitdem nach wie vor nur noch selten statt.
Die Angst vor dem Tod und dem eigenen Sterben ist durch die Distanz und mangelnde Konfrontation gewachsen und gleichzeitig immer weniger sichtbar. Um so wichtiger, sich selbst mit dem Thema- auch als nicht akut-Betroffener- zu nähern und sich der eigenen End-lichkeit bewusst zu werden.
Am 8.8. bietet jährlich der Memento-Tag einen Anlass, sich mit Leben und Tod auseinanderzusetzen. Wie will ich leben? Was erfüllt mich mit Freude? Wie möchte ich sterben? Wovor habe ich Angst? Was kommt nach dem Tod?
Diese und andere Fragen haben wir im Interview mit Kerstin, Christa und Karina behandelt.
Wie hat jede von euch den Umgang mit Sterben und Tod in der Kindheit und Jungendzeit erlebt?
Kerstin: Ich war neun als mein Opa plötzlich starb. Ich hätte ihn gerne im Sarg gesehen, aber alle meinten das es für Kinder nicht gut sei. Ich wusste damals schon, dass dies falsch ist. Meine beste Freundin starb, als ich 15 war. Sie hatte einen Unfall mit dem Mofa. Auch sie durfte ich nicht mehr sehen. Als ich 16 Jahre alt war, ist mein anderer Großvater gestorben. Ihn durfte ich während des Sterbeprozesses besuchen und auch nach seinem Tod noch einmal sehen. Das konnte ich viel besser akzeptieren und verarbeiten, weil ich in das Geschehen eingebunden war. Es macht einen Unterschied, ob man nur von einem Tod hört, oder es auch sieht. Durch das sehen und berühren wird es "begreifbar“. Das hat meiner Meinung nach einen entscheidenden Einfluss auf die Länge der Trauer Bewältigung.
Karina: Als Vogel und Nagetierbesitzerin, hatte ich so manchen Abschied zu begehen. Die ersten Tiere wurden in der Mülltonne entsorgt. Das war so, ich kannte das nicht anders. Bei meiner Wüstenrennmaus Mucki allerdings, gab es eine richtige Zeremonie. Ich legte sie in einen Ferrero Rocher Kasten. So eine Klarsicht Kunststoff-Box (wie Schneewittchen im Glassarg). Ich bettete sie weich auf Watte
darin. Wir fuhren zu meinem Onkel und Tante aufs Land. Mein Onkel hob ein Loch auf dem Feld aus und sprach eine Trauerrede. Das hat sich richtig angefühlt. Ich kann mich auch daran erinnern, dass es bei Beerdigungen immer hieß, dass ist nichts für Kinder. Das habe ich bei meinen eigenen Kindern anders gemacht. Hier ist es mir besonders wichtig, dass es die Möglichkeit eines Abschieds des Verstorbenen gibt.
Christa: Auf unserem Hof wurden Schweine und Hühner geschlachtet. Das war ganz selbstverständlich. Immer wieder hatten wir auch junge Kätzchen. Manchmal haben wir diese versucht mit der Flasche aufzupäppeln. Wenn das nicht gelang, ging mir das sehr nahe. Die erste Erinnerung, als ich noch ein kleines Kind war, ist an ein Baby in der Nachbarschaft, dass ein paar Tage nach der Geburt verstarb. Ich erinnere mich an den kleinen weißen Sarg auf dem Küchentisch und dass ich mir das Neugeborene darin angesehen habe. Ein weiterer Tod, der sich in meiner Kindheit in unserem Dorf ereignete, war der eines kleinen Jungen, der vom Auto überfahren wurde. Das hat mich damals schon sehr betroffen gemacht. Er wurde im Wohnzimmer seines Elternhauses aufgebahrt.
Die erste Verstorbene in meiner Familie war meine Oma. Damals war ich 10 Jahre alt. Vermutlich hatte sie auch Krebs, aber darüber sprach man damals nicht. Meine Großeltern lebten beide mit in unserem Haus. Nachdem meine Oma bereits schwach und bettlägerig war, habe immer mal auf sie aufgepasst und ihr Essen oder etwas zu trinken gereicht. Manchmal habe ich sie zum Toilettenstuhl geführt, als sie noch laufen konnte. Sie hat auch immer mal erbrochen oder Schleim abgehustet, was ich sauber gemacht habe. Das fand ich nie komisch oder eklig. Ich habe sie gerne versorgt. An ihr Sterben kann ich mich nicht mehr erinnern. Meine Mutter hat mir aber berichtet, ich hätte an einem 3-wöchigen „Nervenfieber“ im Anschluss gelitten. Meine Großmutter wurde in unserem Flur 3 Tage aufgebahrt. Ich bin immer mal zu ihr hin gegangen, habe sie berührt und mich verabschiedet.
Schlimm für mich war, als mein Vater starb. Ich war erst 15 Jahre alt. Er war immer wieder krank, und musste auch öfter ins Krankenhaus. Er hatte einen Herzinfarkt, später Thrombosen, Gelbsucht und anderes. Irgendwie ist er aber immer wieder kurz vor knapp dem Tod von der Schippe gesprungen. Einmal waren wir zeitgleich im Krankenhaus- ich hatte eine Blinddarm-OP. In der Zeit im Krankenhaus habe ich ihn versorgt. Eines Tages musste er zu einer Untersuchung ins Krankenhaus nach Bonn. Dort ging es ihm plötzlich sehr schlecht. Meine Mutter ist zu ihm gefahren. Er ist dort verstorben. Wir haben damals bevor unsere Mutter wieder zuhause war, die Nachricht vom Pfarrer erfahren. Der Leichnam meines Vaters wurde uns nach Hause gebracht und wir bahrten ihn zu Hause auf. Ich ging immer wieder hin und küsste und streichelte ihn, wünschte ihm jeden Abend eine Gute Nacht. Für mich war das eine schlimme Zeit. Meine Mutter war sehr einsam und allein mit ihrer Trauer beschäftigt. Mein Bruder war damals 20 und mir kein Trost, meine Schwester war bereits ausgezogen und schwanger mit ihrem ersten Kind. Ich war mit meiner Trauer allein und niemand hat mich aufgefangen. Ich habe meine Mutter oft reden hören, dass sie ihren Mann verloren habe. Niemals habe ich gehört, dass ja wir Kinder unseren Vater verloren haben… Ich habe es in diesem „Trauerhaus“ bald nicht mehr ausgehalten und bin mit 16 Jahren ausgezogen. Ich hatte eine Anstellung in der
Gastronomie gefunden. Bei den Wirtsleuten wohnte ich auch. Ich habe dort bei der Wirtin gelernt, über das was mich bedrückt zu sprechen.
Als einige Zeit später mein Opa verstarb, gab es bereits eine Leichenhalle im Ort. Meine Mutter entschied aber, dass mein Großvater ebenfalls zuhause aufgebahrt werden sollte.
Habt ihr ein besonderes Erbstück oder Erinnerungsstück aus der Kindheit/ Jugendzeit und was bedeutet es euch?
Karina: Ich habe als Kind für „alte Dinge“ also Gegenstände und Geschichten aus der Vergangenheit gebrannt. Meine Urgroßmutter starb, als ich 17 war. Ich habe neben Fotos auch antike Gegenstände wie Möbel, Haushaltswaren und Schmuck noch immer in meinem Besitz. Sie erinnern mich oft an meine gemeinsame Zeit mit ihr.
Christa: Ich habe einen Anhänger und ein kleines Salzfässchen von meiner Oma. Ich erinnere mich so gerne an sie. Sie war ja immer da.
Wer war für dich beim Trauern ein Vorbild?
Karina: Meine Oma im Hunsrück; also die Mutter meiner Mutter. Hier gab es noch ihr Elternhaus. In diesem Haus sind ihre Eltern gestorben, sie selbst und ihre Kinder, also auch meine Mutter geboren. Sie hat mir oft davon erzählt. Wer welche Aufgabe in der Pflege übernommen hat, in welchem Raum gestorben wurde, wo und wie die Verstorbenen aufgebahrt wurden. Die Erzählungen waren sehr lebendig. Selbstverständlich war auch der regelmäßige, im Sommer tägliche Gang zum Friedhof und die Grabpflege.
Wurde in deiner Familie über den Tod gesprochen/ wie war der Umgang mit dem Tod?
Christa: Der Tod und die Abschiedsrituale waren eigentlich selbstverständlich. Über Tod und Trauer wurde nicht gesprochen.
Karina: Außer bei der Oma war das nie so wirklich Thema. Sie ist aber auch in dieser Hinsicht ein Vorbild. Sie hatte bereits mit 40 ihre Beerdigung geregelt. Leichentuch lag im Schrank, alle Erbstücke verteilt oder namentlich gekennzeichnet, es war klar wer den Sarg trägt und welche Lieder gesungen werden sollten. Ansonsten wurde das Bild bestärkt, dass man nach dem Tod in den Himmel kommt, zum Engel wird. Diese Engel habe ich bis heute geistig als meine Schutzengel an meiner Seite.
Welche Erfahrungen habt ihr als Erwachsene mit dem Sterben und Tod gemacht?
Kerstin: Im Rahmen meiner Tätigkeit als Krankenschwester und auch privat durfte ich schon viele Menschen beim Sterben begleiten. Auch da ist meine Erfahrung. Je offener damit umgegangen wird, umso intensiver und bereichernder ist die gemeinsame Zeit.
Meinen Papa habe ich auch beim Sterben begleitet. Das war auch eine sehr intensive Zeit, da ich zur selben Zeit schwanger war. Ein neues Leben kommt und ein anderes geht.
Karina: Ich habe bereits einige Menschen und Tiere verabschieden müssen. Manche plötzlich und unerwartet, manche nach einem erfüllten Leben im Alter. Das unwürdigste Sterben habe ich erlebt, als ich in einer Psychiatrie gearbeitet habe. Hier wurde die Bewohnerin bewusst allein gelassen und auch der Abschied nach dem letzten Atemzug war sehr achtlos, bis ich gemeinsam mit anderen Kolleginnen intervenieren konnten. Das werde ich nie vergessen. Ein weiterer schlimme Gedanke ist der Tod meiner anderen Großmutter, die allein im Krankenhaus versterben musste, nachdem sie drei Mal infolge an 2 Tagen wegen Atemnot vom Pflegeheim ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Ich durfte wegen der damals gültigen Covid Auflagen nicht einmal dem Sterbeprozess als bevollmächtigte Angehörige beiwohnen. Ich habe aber auch würdevolle Abschiede begleiten dürfen. Sehr traurig, aber auch heilsam, war die kleine stille, aber selbstbestimmte Geburt unseres 3. Kindes in der 10. Ssw. Meiner Seelenhündin konnte ich auch das natürliche Sterben ermöglichen und es hat mich nachhaltig geprägt. Nun stecke ich mitten im Abschied nehmen meiner Mutter…
Christa: Der Tod meiner Mutter war nicht leicht für mich. Ich war sehr froh, dass ich in den letzten Monaten ihres Lebens, als sie Pflegebedürftig war, noch einiges für sie tun durfte und so langsam Abschied nehmen konnte. Ich habe ihr Lieblingsessen gekocht, ihr Musik angemacht und wir waren uns sehr nah. Besonders froh bin ich, dass ich sie einen Tag vor ihrem Tod noch einmal gedrückt und geküsst habe, obwohl ich davor gewarnt wurde, weil sie wegen eines Krankenhauskeimes oder Virus auf der Intensivstation lag.
Sehr schlimm war auch der tragische Arbeitsunfall meines damals 18-jährigen Großneffen, der daran verstarb. Auch zu sehen, wie meine Nichte unter dem Verlust ihres Kindes leidet, schmerzt mich sehr.
Glaubt ihr an ein Leben nach dem Tod/ Wiedergeburt?
Karina: Ich glaube an Reinkarnation.
Christa: Wirklich gläubig im sinne des kirchlichen Christentums bin ich nicht mehr. Ich glaube aber schon, dass die Seele nicht verschwindet, sondern irgendwie noch „herumgeistert“. Ich vertraue darauf, dass nach dem Tod da etwas ist, was mich auffängt.
Christa, war dein eigenes Ableben vor deiner Diagnose ein Thema?#
Nein, eigentlich nicht. Es war mir natürlich bewusst, dass das Leben irgendwann endet, aber wirklich Gedanken habe ich mir keine darüber gemacht.
Was hilft dir/ hat dir geholfen mit der Diagnose umzugehen und dich nun mit deinem Ableben auseinanderzusetzen?
Zunächst, dass meine Familie für mich da ist und auch Freunde. Es hilft mir auch flapsig damit umzugehen und immer mal makabrere Witze zu machen. Eigentlich fühle ich mich wie in einer Blase. Hier prallt irgendwie alles ab. Ich habe aber die Tatsache unheilbar krank zu sein akzeptiert und auch, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt. Sehr geschmerzt hat mich allerdings nicht mehr für meine Enkel da sein zu können. Das wurde mir bewusst, als meine Jüngste Enkelin mich zu ihrem 6. Geburtstag einlud und auch gleich einen Tortenwunsch an mich aussprach. Den Geburtstag zu erleben, ihr eine Torte zu backen und evtl. auch die Einschulung noch zu erleben, habe ich mir als Ziel gesetzt. Jetzt nähe ich noch eine Schultüte für sie. Was mir auch hilft, noch viel Zeit mit der Familie zu verbringen und auch sofern möglich noch die ein oder andere Unternehmung mit ihnen zu machen.
Du hast deine eigene Urne gefilzt. Wie kam es dazu?.
Die Idee hatte meine Tochter, als wir den nahegelegenen Ruheforst besichtigt haben.
Kerstin, wie war kamst du dazu, einen Menschen zu begleiten, seine eigene Urne zu filzen?
Dieses Jahr durfte ich mit Christa ihre eigene Urne filzen. Sie kam kurze Zeit nach ihrer Diagnose auf mich zu. Es ist sehr beeindruckend, wie offen die ganze Familie mit dem Thema umgeht.
Ich filze seit 20 Jahren, überwiegend Engel und Naturwesen. Vor sieben Jahren fing ich mit dem Urnenfilzen an. Für Freunde, die Urne wurde aber immer nach dem Tod gefilzt.
Hier war es nun erstmal anders.
Wie war das für dich?
Der Prozess dauerte 2 Tage. Erstmal ging es um die formellen Dinge wie Farbauswahl, auslegen der Wolle. Im Laufe des Filzprozess entsteht viel Nähe und es beginnt eine neue Art der Auseinandersetzung.
Das Filzen selbst ist eine meditative Tätigkeit, die ja eine längere Zeit braucht. Ich empfinde es so, dass sich während des Filzprozess ein " heilender Raum" öffnet, indem sich alles, was ist zeigen darf.
Durch diese Erfahrung ist die Idee entstanden, diesen Dienst auch anderen Menschen anzubieten.
Und wie war das für dich deine eigene Urne zu filzen?.
Christa: Wir haben uns ja relativ kurz nach der Diagnose getroffen. Ich hatte vielleicht noch einen Schockzustand durch die Diagnose, habe einfach gemacht. Da habe ich auch aus der Blase heraus gehandelt. Meine 15 Jährige Enkelin hat mitgeholfen. Ich hatte das Gefühl, es tut ihr gut, etwas für mich tun zu können. Meine letzte Aufbewahrung zu gestalten. Während des Gestaltungsprozess hatte ich schöne und intensive Gespräche mit Kerstin. Mit ihr konnte ich über meine Krankheit und meine Ängste sprechen. Das tat sehr gut.
Wie kam es dazu, dass ihr euch im Bereich Trauer selbstständig gemacht habt?
Kerstin: Mein Anliegen ist es den Tod und die damit verbundene Trauer wieder als natürlichen Bestandteil unseres Lebens zu sehen. Über den kreativen Prozess des Filzens- was seit vielen Jahren meine Leidenschaft ist- können sich Betroffene und Angehörige mit dem Thema Sterben und Trauer intensiv auseinandersetzen. Ich habe mich nach der Erfahrung mit Christa ermutigt gefühlt dem Ruf nach Trauer und Sterbebegleitung auf diese Weise zu folgen.
Karina: Auch ich bin meinem Ruf gefolgt. Ich habe schon immer Menschen beruflich in unterschiedlicher Form begleitet. Immer wieder habe ich auch im Freundeskreis zurückgemeldet bekommen, Impulsgeberin zu sein. Über das Natur Coaching habe ich die Liebe zum Wald mit der Berater Tätigkeit verbinden können. In der Auseinandersetzung meiner jüngsten Trauererfahrungen und dem bevorstehenden Abschied meiner Mutter, habe ich mich entschieden noch eine Ausbildung zur Trauerbegleiterin zu absolvieren und möchte auch andere Menschen in ihrer Trauer unterstützen.
Christa, hast du zum Abschluss noch eine Empfehlung für andere Menschen in einer ähnlichen Situation wie deine?
Das ist ja sehr individuell. Die Tatsache des Sterben müssen, sollte man als gegeben hinnehmen. Darüber reden, so oft und gut es geht. Natürlich ist es nicht immer leicht Gesprächspartner zu finden. Daher ist es wichtig, dass man mit Menschen spricht, die ein "Offenes Ohr" haben, die Verständnis und Empathie mit bringen. Kerstin und Karina bringen diese Eigenschaften beide mit und können ja auch eine professionelle Möglichkeit sein, wenn man sonst niemanden in seinem Umfeld hat oder zusätzliche Unterstützung braucht. Man sollte das tun, was geht und was man gerne macht.
Es ist mal wieder soweit...nach einem sehr anstrengenden ersten halben Jahr des Jahres, mit viel Bildschirmarbeit, dauerhafter Erreichbarkeit, ist endlich Zeit zum Durchatmen.
Was eignet sich da besser als ganz allein in den Wald zu ziehen? Also Rucksack gepackt: Hängematte, Tarp, Regenfeste Kleidung, Nahrung….Handy ausschalten und (nur für den Notfall) ganz tief im Rucksack verstauen und los.
Am Wanderparkplatz angekommen, kontrolliere ich noch mal mein Equipment und dann geht’s los. Die ersten Meter und etwa erste halbe Stunde war ich sehr im Kopf. Sämtliche to does der letzten Tage ploppen auf. Ich versuche mich nun mit meiner Wahrnehmung auf die Natur zu konzentrieren. Da, eine winzige weiße Feder: ich bin auf dem rechten Weg, die Engel begleiten mich. Wenige Meter weiter liegt eine Eichelhäher Feder vor mir. Stück für Stück entferne ich mich vom Alltag. Physisch und gedanklich. Der Kopf ist aber dennoch am Arbeiten: Was wäre, wenn…wohin…wo übernachte ich…fängt es etwa an zu regnen, wo halte ich Unterschlupf… An der letzten Überdachten Möglichkeit entschließe ich mich spontan weiterzuziehen und begebe mich somit ins Vertrauen, dass das Wetter trotz leichter Regentropfen mir wohlgesonnen ist oder ich schon einen Wetterschutz finde. Ich erreiche den Bach. Nach einigen Metern liegt ein größerer Ast quer über meinem Weg. Ich symbolisiere ihn als die Schwelle zu meinem Entspannungsraum. Ich atme tief ein und aus und lasse mit dem Ausatmen all den Stress und die Belastungen hinter mir. Ich trete bewusst über die Schwelle. Ich merke, wie alle Anspannung abfällt. Mein Körper ist aber immer noch im Gefühl der Getriebenheit. Da es bereits am Abend ist, halte ich Ausschau nach einem möglichen Nachtlager.
Plötzlich startet ein Reiher von der anderen Uferseite in die Luft. Ich verstehe den Hinweis und begebe mich ans Wasser. Schuhe aus und rein ins kühle Nass. Ich überquere den Bach und stoße geradewegs auf ein Buchen – Trio, welches mich einlädt, mich in deren Schutz niederzulassen. Inzwischen frischt starker Wind auf. Ich spanne zum Regenschutz also erst einmal mein Tarp auf. Gar nicht so leicht bei den Böen.
Nach getaner Arbeit lasse ich mich nieder und nehme mein Abendessen zu mir, bevor ich den Platz erkunde. Ganz in der Nähe hat es sich bereits jemand vor mir gemütlich gemacht. Ich gehe zurück und errichte mein Nachtlager. Dann lasse ich mich in die Hängematte fallen, mit dem erklärten Ziel mich nun zu entspannen. Pustekuchen. Mein Körper schreit nach Aktionismus. Der Wind hat aufgehört zu wehen. Also Hängematte nachgespannt, das Tarp neu ausgerichtet, alle Dinge verstaut. Da es nun bereits dämmerte, lege ich mich zum Schlafen hin. Plötzlich kommen Gedanken der Angst in meinen Kopf. Wer hat die Feuerstelle errichtet. Kommt evtl. noch jemand hierher? Was, wenn ich entdeckt werde? Nicht ungefährlich so als Frau allein…Ich lege mir nun doch mein Handy, meine Taschenlampe, mein Taschenmesser und einen Stein zurecht und hoffe darauf, dass die Dunkelheit bald einsetzt. So bin ich für 1 Stündchen eingeschlafen. Geweckt wurde ich von grellem Gebell. Kommt ad jemand? Mit einem kleinen Hund? Ist hier etwa ein Weg in der Nähe? Nein. Es ist ein Fuchs. Er läutet den Übergang vom Tag zur Nacht ein.
Ich sage mir selbst: Ich bin hier beschützt und behütet, alles ist gut! Nun kann ich beruhigt einschlafen. Die Nacht ist sehr kalt. Durchgefroren wache ich am nächsten Morgen auf. Als ich den ersten Sonnenfleck am Hang entdeckte, machte ich mich dorthin auf und wärmte mich, mit dem Rücken an einem Baum gelehnt, auf.
Nun war ich wirklich entspannt, im Hier und Jetzt und der Natur angekommen. Ich meditierte
Eine Weile. Dann erblickte ich ein zartes, aber perfektes kleines Spinnennetz und dank der sich reflektierenden Sonnenstrahlen, wurde nach und nach ein riesiges Netzwerk, vieler kleiner, miteinander verbundenen Spinnennetze sichtbar. Sofort hatte ich einen Bezug zu meinen Themen.
Anschließend baute ich mein Lager sorgfältig ab und ging zum Bach, der nun vollständig im Sonnenschein lag. Ich überquerte das Wasser und trocknete mich ab. Hier am Ufer nahm ich mein Frühstück zu mir und versank für weitere 3 Stunden einfach im Lauschen und Beobachten.
Langsam machte ich mich nun auf den Rückweg und übertrat wieder in vollem Bewusstsein und Dankbarkeit die Schwelle zurück in die Zivilisation und später zurück in den Alltag. Das Handy ließ ich den restlichen Tag ausgeschaltet und unbeachtet.
Wenn wir ins Coaching gehen oder in die Stille, können wir Symbolisch aus Naturmaterialien eine Schwelle legen, oder auch markante Punkte wählen, die eine solche symbolisieren. Ganz bewusst betreten wir nun unseren "Coaching-Raum"
Wir können für ein paar Minuten, Stunden oder auch Tage in die Stille gehen. Hier verzichten wir nicht nur auf Gespräche, sondern auch auf alle Ablenkungen, die uns von uns selbst wegtragen.
Wenn wir eine ganze Weile aus dem Alltag aussteigen, dann orientieren wir uns irgendwann ausschließlich an unsren elementaren Bedürfnissen wie Trinken, Nahrungsaufnahme, Ruhen, Schlafen, Raum und Zeit.
Wenn wir die Wahrnehmung auf unseren Weg lenken, erhalten wir viele kleine Botschaften und Erkenntnisse. Wir bereichern unsrern Erfahrungsschatz.
Sobald wir ganz bei uns ankommen, kommt unsere Energie wieder ins fließen.
An zahlreichen Beispielen können wir bei genauer Betrachtung feststellen, das jeder Micro-Kosmos mit allen anderern verbunden ist.
Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum du eigentlich zu einem Coach oder Berater gehen solltest?
Vielleicht, hast du das Gefühl, damit Schwäche zu zeigen oder Hilflosigkeit?
Nein!
Du machst somit einen Schritt in Richtung Selbstverantwortung. Du stellst dich deinen Themen und arbeitest konstruktiv an Lösungsansätzen. Der Coach übernimmt für dich schließlich weder Verantwortung noch die Problemlösung. Der Coach führt dich lediglich mit Methoden auf deinen Erkenntnisweg.
Auch geben dir Berater nicht deinen Weg vor, sondern Impulse gepaart mit Hintergrundwissen, welches aber auch nicht die einzige Wahrheit ist. Er offeriert dir lediglich bestimmte Gesichtspunkte und Theorien.
Natürlich hat jeder Coach und Berater seine eigenen Schwerpunkte, die er mit einbringt. Wenn diese transparent dargestellt werden, kannst du dir und deinem Bauchgefühl vertrauen. Gehst du mit der Darstellung einer Person und der Arbeitsweise und Werten in Resonanz, dann zögere nicht.
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