Ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“oder übersetzt Shinrin-yoku, ist seit den 1980iger Jahren in Japan als eine Naturheilmethode und präventive Gesundheitsfürsorge etabliert und wird als medizinisch anerkannte Therapie für Menschen mit Burnout, Stress, Erschöpfung und sonstigen Zivilisationskrankheiten empfohlen und ärztlich verordnet. Das Institut of Forest Medicine von Dr. Qing Li betreibt Forschung auf dem Gebiet.
Auch in Deutschland wird Waldbaden immer populärerer. Hier haben z.B. Clemens G. Arvay, Wolf Dieter Storl, Peter Wohlleben zum Aufenthalt im Wald geforscht.
Der intensive Aufenthalt im Wald hat nachweislich positive Einflüsse auf unsere Gesundheit, wie etwa Stressabbau, Stärkung des Herz-Kreislauf- des Immun- und des Nervensystems.
Das Grün der Pflanzen wirkt beruhigend. In der medizinischen Farbtherapie wird Grün gezielt eingesetzt, da es sich positiv auf Herz-Kreislauf und Nieren auswirkt und auch bei z.B. Magengeschwüren und Allergien helfen kann. Grün wirkt ebenfalls regenerierend.
Durch die reizarme Umgebung, die Ruhe und die ganzheitlich sinnliche Wahrnehmung, hat der gezielte Aufenthalt positiven Einfluss auf die Konzentration und die Augenleistung. Bereits 100 Meter vor dem Waldrand ist der Straßen- Lärm nur noch halb so stark. Das wirkt sich positiv auf alle Beschwerden aus, die durch Reizüberflutung entstehen.
Das allein der Anblick von Bäumend bereits heilt wurde bereits durch Studien erwiesen. So brauchten Patienten einer Klinik nach Operationen weniger Schmerzmittel und konnten früher entlassen werden, wenn sie auf Natur aus dem Fenster blicken konnten.
Die Ursprünglichkeit, die sanften Geräusche wie das Rauschen der Blätter, das Zwitschern der Vögel oder das plätschern eines Baches haben ebenfalls eine entspannende Wirkung auf uns.
Im Wald wird der Parasympathikus sehr stark aktiviert. Dadurch werden weniger Stresshormone wie Cortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet und bilden sich zurück. Davon profitieren insbesondere Menschen mit Burnout, Depressionen, ADHS oder mit Panik- und Angststörungen.
Ein weiterer gesundheitsfördernder Aspekt sind die Terpene. Das sind Botenstoffe, mit denen die Bäume untereinander über die Luft kommunizieren. Sie warnen einander auf diese Weise zum Beispiel vor Schädlingen. Terpene sind ätherische Öle und so für den charakteristischen Geruch und Geschmack vieler Pflanzenarten verantwortlich. Besonders nach Regenfällen können wir diese Düfte im Wald wahrnehmen und die Wirkung ist dann tatsächlich am stärksten. Darüber hinaus haben Terpene verschiedene gesundheitsfördernde Wirkungen. Einige besitzen beruhigende, stimmungsanhebende, entzündungshemmende, schmerzlindernde oder antimikrobielle Eigenschaften. Man nimmt an, dass es im Wald ca. 100 Arten von Terpenen vorkommen.
Wir nehmen diese über die Haut und die Atmung auf., Sie haben positive Auswirkungen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Die Serotonin-Produktion und Dopamin-Ausschüttung, sogar die Darmtätigkeit wird angeregt.
Einfluss auf unser Immunsystem hat außerdem der Sauerstoffgehalt im Wald. Da die Pflanzen die Luft filtern, indem sie etwa zum Wachstum Co2 speichern und Sauerstoff abgeben, ist der Sauerstoffgehalt höher. Außerdem filtern sie auch Staub und Giftstoffe aus der Luft. Besonders hoch ist dieser Effekt in Nadelwäldern. Luft ist bis zu 90 - 99 % staubärmer als in Städten. Die Waldluft enthält in hoher Konzentration zudem Anionen, das sind negativ geladene Sauerstoffteilchen. Diese Anionen haben eine positive Wirkung auf die Flimmerhärchen unserer Lunge. Dadurch werden die Atemwege verstärkt gereinigt. So wirken Anionen energetisierend und erfrischend. Wir atmen also gereinigte Luft ein. Besonders für Asthmatiker und andere lungenkranke Menschen ist die Waldluft zu empfehlen. Gerade die ätherischen Öle und Terpene der Nadelbäume haben eine desinfizierende und für die Bronchien heilsame Wirkung. Nicht umsonst sind sie häufig Bestandteil von Erkältungsbalsam oder Badezusätzen.
Neben den schmerzstillenden Eigenschaften der Terpene, kann der federnde Waldboden gut bei Gelenk- und Rückenbeschwerden unterstützen. Das Gehen auf dem unebenen Boden aktiviert dabei die tiefe Muskulatur, den Beckenboden und den Gleichgewichtssinn. Dadurch wird die Haltung verbessert. De Bänder und Fazien werden gedehnt und der Bewegungsapparat gekräftigt.
Bereits nach 15 Minuten Aufenthalt lassen sich positive Gesundheitseffekte nachweisen. Je länger und häufiger man im Wald unterwegs ist, je nachhaltiger sind diese positiven Auswirkungen auf unsren Körper und Geist. Die Anzahl der natürlichen Killerzellen werden erhöht und sie werden aktiver. Diese Killerzellen spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Bakterien, Viren und Tumoren.
Ein Aufenthalt in der grünen Natur wirkt sich positiv aus z.B:
Beim Waldbaden tauchen wir ganz in die Atmosphäre des Waldes ein. Wir verbinden uns mit dem Wald und der Natur und erden uns. Es geht um Entschleunigung. Daher laufen wir nicht Stur einen Weg entlang, sondern gehen ganz bewusst, achtsam und vor allem langsam durch den Wald. Wir müssen dabei auch keine riesigen Strecken wandern. Schon ein Weg von insgesamt 2-3 km ist ausreichend, um in Bewegung zu kommen.
Auf diesem Weg halten wir immer wieder Inne, verbringen eine Zeitlang ein einem besonders schönen oder kraftvollem Ort. Das kann im Stehen, Sitzen oder Liegen sein, auf einer Bank, einem Felsen oder im Weichen Moos. Dabei nehmen wir die Natur in ihrer Ganzheit und Lebendigkeit wahr. Wir fühlen, riechen, schmecken, sehen und hören unsere Umgebung.
Dabei schauen wir auch in uns. Was haben wir gerade für Gedanken, Gefühle, Empfindungen? Welche Impulse kommen?
Wir gehen in die Stille. Das meint auch, dass wir nicht Reden, keine Musik oder sonstige Medien dabei konsumieren, sondern ganz mit uns selbst und der Natur sind.
Ratsam ist daher auch, wenig frequentierte Plätze aufzusuchen.
Um besser zu uns selbst zu kommen, nutzen wir Achtsamkeits- und Meditationübungen, Rituale, Übungen aus der Atemtherapie, Yoga, Energie und Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung.
Wir lernen auf unsere Intuition zu achten und zu vertrauen.
Selbstverständlich ist dabei auch der respektvolle und achtsame Umgang in und mit der Natur.
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